Disentis

 

Disentis - oder Mustèr, wie es auf rätoromanisch heist - liegt im Kanton Graubünden. Hier wird Rätoromanisch gesprochen - eine Sprache, die in unserem Ohr sehr fremd klingt aber vielleicht auch etwas ans Italienische erinnert. Ein paar Kilometer weiter am Oberalbpass beginnt der Kanton Uri, wo Deutsch gesprochen wird. Disentis ist aber nicht nur annähernd Sprachgrenze sondern auch die Nahtstelle zwischen der Rhätischen Bahn (RhB) und der Matterhorn-Gotthard-Bahn (MGB). 

 

Regionalzüge der RhB enden hier, ebenso die der MGB. Für Reisende heist es hier umsteigen in den bereitstehenden Zug des anderen Unternehmens.

 

Die Fahrgäste des Glacier bleiben sitzen, nach Lokwechsel geht es  wenige Minuten später weiter.

 

30.06., 12.01 Uhr. Wir befinden uns auf dem Bahnhof Disentis. Links erreicht der Glacier-Express aus Zermatt Disentis während rechts der Regionalzug über den Oberalbpass nach Andermatt auf seine Ausfahrt wartet. Der Glacier verlässt hier den Tunnel, der unter dem Ort hindurch führt.

 

30.06., 12.15 Uhr. Die Lok RhB Ge 4/4 II 620 "100 Jahre Bever-Scoul" wird in wenigen Minuten den angekommenden Glacier übernehmen und diesen weiter nach Sankt Moritz ziehen.

 

12.31 Uhr. Einen schönen Hintergrund bietet die Klosteranlage des Heiligen Martin. Der heutige bauliche Zustand des Klosters entstand im späten 17. Jahrhundert. Seit etwa 1400 Jahren siedeln Benediktienermönche in dieser Gegend. 

 

Ein bergwärts fahrender Glacier schlängelt sich an den ersten Häusern von Disentis vorbei. Insgesamt fahren in den Sommermonaten drei Glacier in beide Richtungen am Tag. Dazu kommen Regionalzüge im Stundentakt. Bei einer eingleisigen Strecke sollten da die Fahrpläne eingehalten werden.

 

30.06. 12.48 Uhr. Der Regionalexpress RE1249 von Disentis über Landquart nach Scoul-Tarasp führt eine lange Wagenreihe durch die Traumlandschaft der östlichen Schweiz bis ins Unterengadin.

 

09.07., 16.15 Uhr. Ein glücklicher Moment im einzigen Wolkenloch weit und breit, hier wird das Motiv des Bildes ins rechte Licht getaucht.

 

30.06., 13.16 Uhr. Einige Züge der MGB fahren im Wendezugbetrieb, wie hier mit dem Steuerwagen voran ein Kurzzug über den Oberalppass nach Andermatt.

 

30.06., 13.44 Uhr. Das Wetter ändert sich schnell in den Bergen. Ein paar hundert Meter tiefer herrscht bereits dicke Soße während hier im letzten Moment die Front der Lok glücklicherweise noch in gedämpftes Sonnenlicht getaucht wird.

 

30.06., 19.00 Uhr. Im Bahnhofsvorfeld sonnt sich im flachen Abendlicht der erste bergwärts fahrende Regionalzug nach Andermatt für den nächsten Morgen. Der letzte Zug in diese Richtung fährt abends 18.14 Uhr ab Disentis.

 

Im Bahnhof von Disentis. Das hübsche Personal öffnet gerade den Fahrkartenschalter wo man nicht nur Billette kaufen kann sondern es geht auch ein kleiner Scherz dazu.

 

02.07., 11.59 Uhr. Der Glacier-Express aus Zermatt erreicht Disentis - gleich wird er in den Tunnel eintauchen, der das letzte Stück bis zum Bahnhof den Ort unterquert.

 

Die unbeständige Wetterlage stellte mich immer wieder vor die Frage, die Kamera doch wohl besser zu hause zu lassen. Hier habe ich gelernt, die Herausforderung anzunehmen und aus dem unabwendbaren das beste zu versuchen. Manchmal ist es sogar gelungen  besondere Stimmungen rüber zu bringen, selbst bei Nieselregen.

 

Die MGB nutzt zum Antrieb ihrer  Fahrzeuge Einphasenwechselstrom mit einer Spannung von 11 kV und einer Frequenz von 16,7 Hz. Die Energie wird von der SBB bezogen, die in der Schweiz ein eigenes Hochspannungsnetz für 16,7-Hz-Bahnstrom mit den Netzspannungen 132 und 66 kV betreibt. Die Transformation auf die Fahrspannung von 11 kV erfolgt in Unterwerken.
Der Zug wird hier vom Zahnrad-Gepäcktriebwagen Deh 4/4 22 über ein kleines Viadukt in Disentis gezogen.

 

Intensiver Güterverkehr fand übrigens auf dieser Strecke bis 2012 im Zusammenhang mit der Versorgung der Baustelle in Sedrun für den Gotthard-Basistunnel statt. Dieser Tunnel soll 2016 in Betrieb gehen und wird dann mit 57 km der weltweit längste Tunnel sein.

 

Das markante Bauwerk der Benediktinerabtei bestimmt das Ortsbild von allen Seiten. Dem Kloster ist ein Gymasium angeschlossen. Dank seines Gymnasiums ist das Kloster wie ehedem eine wichtige Bildungsstätte der Region. An der Klosterschule werden heute rund 200 Schülerinnen und Schüler unterrichtet. Rund ein Drittel davon lebt im Internat.

 

Hier betreten wir die Klosterkirche des "Heiligen Martin" und erleben ganz nebenbei einen zufällig erfahrenen Auftritt des Kölner Domchores. Bis zum Beginn der Veranstaltung füllen sich die hier noch leeren Bankreihen vollständig. Die Kirche wurde zwischen 1696 und 1712 im Vorarlberger Barock erbaut und beeindruckt durch ihre überwältigende Innenausstattung.

 

Die Fahrpreise in der Schweiz sind nicht teurer als in Deutschland - bei einem höheren Durchschnittseinkommen der Schweizer. Die Züge sind besser besetzt als zum Beispiel die Triebwagen durchs Erzgebirge.

 

Die Panoramazüge des Glacier-Express werden gern von Touristen gebucht und sind reservierungspflichtig und verschieden lang je nach Saison und Nachfrage. Ein Grossteil der Reisenden spricht erfahrungsgemäs Japanisch.

 

Wer sich rechtzeitig für eine Fahrt mit dem Glacier entscheidet, muss wissen, dass der Panoramablick über  sonnenbeschienene Traumlandschaften nicht mit bezahlt ist. Bei klarer Sicht öffnet sich an dieser Stelle die Sicht auf die 3000er Gletscherwelt. Dafür bietet der Zug selbst viele Annehmichkeiten und beste Ausstattung.

 

Blick ins Tal, gegenüber führt das Val Medel zum Passo del Lucomagno, zum Lukmanierpass.

 

 

 

 

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