Teil 1 - Anreise und Opatija-Matulij

 

Dort, wo man in Slowenien die Autobahn verlassen muss, um in Richtung Rijeka/Kroatien zu fahren, liegt die Stadt Postojna. In der Umgebung befinden sich weltberühmte Tropfsteinhöhlen. Da wir schon um 4 Uhr von zuhause aufgebrochen waren und der Tag noch lang war, reichte die Zeit für eine kurz Stippvisite am dortigen Bahnhof.

 

Denkmallok vor dem Bahnhof von Postojna in Slowenien. Italienische Lok, gebaut 1914 in Neapel. Höchstgeschwindigkeit 65 km/h.

 

Während gerade ein paar aufgestylte Japanerinnen die Denkmallok für sich zum Fotoshooting eingenommen hatten - und dabei auch eine Menge Spass hatten - nutzte ich die Gelegenheit, um zwischenzeitlich  die formschöne  SZ 363 001 mit einem durchrauschenden Containerzug ins Visier zu nehmen. Der Güterverkehr zwischen der slowenischen Hauptstadt Ljubljana und den Adriahäfen Koper in Slowenien und Rijeka in Kroatien ist nennnenswert.

 

Ein paar Kilometer weiter südlich von Postojna liegt der Bahnknotenpunkt Pivka. Hier teilen sich die Strecken zum slowenischen Hafen Koper und zum italienischen Triest einerseits und zum kroatischen Hafen Rijeka andererseits. Im schönsten Sonnenschein wärmt sich  gerade SZ 664 119 und wartet auf neuen Einsatz im schweren Güterzugdienst.

 

Am Spätnachmittag erreichen wir unser Urlaubsdomizil für die erste Woche in Matulij, schön gelegen in einem blühenden Garten mit vielen uns unbekannten Pflanzen. Während wir bei scheusslichem Wetter in Deutschland aufgebrochen waren, empfängt uns hier warmer Sonnenschein. Noch bei der Anreise auf der A8 in Höhe des Chiemsees gab es Aufräumarbeiten nach dem Hochwasser.

 

10.06., 09.07 Uhr. 10 Minuten Fussweg von unserem Quartier entfernt, liegt der schöne Bahnhof Opatija-Matuli. Hier stiegen seinerzeit schon der österreichische Kaiser Franz Josef I und der deutsche Kaiser Wilhelm II von der Eisenbahn in die Kutsche um als sie sich im Jahre 1894 in Opatija trafen. Heute sehen wir HZ 2044 026 mit dem Schnellzug B 481 von Ljubljana nach Rijeka.

 

Das ist nun ein Panoramablick auf Opatija. Damals zum Vielvölkerstaat Österreich-Ungarn gehörend, wurde im Jahre 1889 Opatija zum Heilklimatischen Kurort an der Adria erklärt.  Daraufhin schossen Nobelhotels und Kureinrichtungen vom Feinsten wie Pilze aus dem Boden und der Ort wurde zum Mekka der gehobenen Gesellschaft. Die Entwicklung endete jäh mit  dem Ende des ersten Weltkrieges, vorerst jedenfalls. Die nordkroatische Küste fiel an das neu entstandene Königreich der Serben, Kroaten und Slowenen (SHS), dem späteren Königreich Jugoslawien. Mit Ausbruch des zweiten Weltkrieges besetzte Italien das Gebiet und die Stadt erhielt den Namen Abbazia. Nach der Kapitulation Italiens besetzten deutsche Truppen die Stadt, viele Hotels wurden zu Lazaretten für deutsche Wehrmachtssoldaten umfunktioniert.

 

Die neu herausgebildete kroatische Oberschicht trifft sich auch heute wieder in Opatija. Daneben sind uns teure Karossen mit dem Autokennzeichen BIH für Bosnien-Herzegowina aufgefallen.

 

Zurück zur Bahn. Der Güterzugbetrieb im Grenzverkehr wird auf kroatischer Seite mit Elektrolokomotiven der Baureihe 1141 bewältigt, wobei täglich etwa 4 bis 6 Zugpaare unterwegs sind.

 

1873 hatte die Wiener Südbahn ihre Strecke von der Donaumetropole nach Triest um die Nebenlinie nach Rijeka (damals Fijume) erweitert. Hier durchfährt B 481 die Ortslage von Matulij.

 

Im Personenzugdienst werden Lokomotiven der Baureihe 2044 eingesetzt, welche als Lizenzproduktion von GM seit 1981 im einheimischen Lokomotivwerk in Slavonski Brod hergestellt werden.

 

Auch aus gegenüberliegender Blickrichtung gibt der Bahnhof Opatija-Matulij ein hübsches Bild ab. Wir sehen den Gegenzug B 482 nach Ljubljana, welcher 5 vor 12 Uhr ab Rijeka startet. Insgesamt fahren täglich zwei Schnellzugpaare in dieser Verbindung.

 

Seit der Umstellung des kroatischen Gleichstromnetzes auf 25 kV Wechselstrom sind auch auf diesem Streckenabschnitt die urigen Gleichstrommaschinen verschwunden. Der Zug durchfährt die Ortslage Matulij.


Nun werfen wir einen kurzen Blick zum Grenzbahnhof Sapjane. Die slowenische Lok kommt gerade, um einen bereitstehenden mit Holz beladenen Güterzug abzuholen.

 

Der Güterzug muss warten, denn die Strecke bis Pivka ist eingleisig.

 

Sapjane, Grenzbahnhof und Lokwechsel.

 

Aber zwischendurch kommt noch das Spezialfahrzeug EM 120 zur Gleisvermessung aus Slowenien und fährt nach kurzem Halt weiter in Richtung Rijeka.

 

Kurz nach 17 Uhr erreicht B 483 aus Ljubljana Sapjane, gezogen von der frischfarbenen 342 005.

 

Der bereitstehende kroatische Diesel rangiert ...

 

.. setzt sich an den Zug ...

 

... drückt die slowenische Lok am Parallelgleis zurück in die slowenische Fahrleitung ...

 

... und steht schon wenige Minuten später abfahrbereit in Richtung Rijeka. Inzwischen ist der kurze Zug von den Grenzbeamten kontrolliert, denn zum Zeitpunkt war hier noch EU-Aussengrenze.

 

 

 

 

 

 

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