Am 20.05.2012 - zur Bahnstrecke zwischen Moldava und Hrob

 

Ein Sonntagsausflug führte uns über den Kamm des Osterzgebirges hinein ins Böhmische, in das Dreieck zwischen Moldava/dt. Moldau, Osek/dt. Ossegg und Duchov/dt. Dux. Hier erlebt man eine normalspurige Bahnstrecke, die sich am steilen Südhang des Erzgebirges über Viadukte und durch Tunnel kurvenreich bis zur sächsisch-böhmischen Grenze hinauf windet und deshalb auch als Teplitzer Semmeringbahn bezeichnet wurde. Die heutige tschechische Kursbuchstrecke 135, Most - Moldava, wurde im Jahr 1885 in Betrieb genommen und war damals ein Teil der Verbindung Nossen - Freiberg - Brüx und von dort weiter nach Prag.

 

 

 

Auf einer Stahlgitterbrücke führt die Strecke hier über die Dächer von Hrob, deutsch Klostergrab.

 

Das heute etwa 2000 Einwohner zählende Städtchen wurde im Zusammenhang mit Silberfunden vor etwa 700 Jahren gegründet und war von Anbeginn ein Industriestandort mit Braunkohlebergbau, Glaserei, Bleifabrik, Spinnerei, Mühlen, Sägewerke, Brauerei, Kartonagefabrik, Kieswerken usw.

 

 

Bis zum ersten Weltkrieg verkehrten allein im Güterverkehr die Kohlezüge teilweise im 10-Minuten-Takt. Seit 1945 ist der grenzüberschreitende Verkehr eingestellt und ab 11. Dezember 2011 wurde der Fahrplan im oberen Streckenabschnitt endgültig am touristischen Bedarf ausgerichtet. Außerhalb der Winter- und Sommersaison verkehren zwischen Osek město und Moldava keine Züge mehr.

 

Beim Bau der Bahnstrecke waren enorme technische Schwierigkeiten zu überwinden. Hier überquert der Triebzug das kleine Viadukt von Hrob.

 

Mitte der 1990er Jahre drohte erstmals die Einstellung des Bahnbetriebes. Auf Druck der Anliegergemeinden wurden jedoch erste dringend notwendige Instandsetzungen durchgeführt. Im Jahre 1998 wurde die Strecke als Kulturdenkmal unter Denkmalschutz gestellt.

 

In unmittelbarer Nähe befindet sich das Kloster Osek/deutsch Ossegg, welches unbedingt einen Besuch wert ist. Es ist eine der bedeutendsten Klosteranlagen Nordböhmens und wurde bereits im Jahre 1192 gegründet.

Nicht verpassen darf man auch das Schloss Duchov/deutsch Dux, welches im Zentrum der gleichnamigen Stadt am Marktplatz gelegen ist. Bekannt wurde das Schloss vor allem auch durch Casanova, der hier 1785–1798 als Bibliothekar angestellt war und hier seine berühmten Memoiren verfasste.

 

Nahe Mikulov/Muschelberg.

 

Moldava/Moldau ist erreicht, der heutige Endpunkt der Strecke. Am 8. Mai 1945 nutzten sowjetische Panzerverbände die Trasse, um in Richtung Prag vorzudringen, dabei wurden die Gleisanlagen auf dem Kamm des Erzgebirges so beschädigt, dass ein Bahnverkehr vorerst nicht mehr möglich war. Auf sächsischer Seite wurden die Gleise zwischen Moldava und dem Bahnhof Hermsdorf-Rehefeld schon bald nach Kriegsende abgebaut.

 

Das grosse Bahnhofsgebäude von Moldava zeugt von der einstigen Bedeutung der Strecke.

 

Die  gegenwärtigen Leistungen erbringen 3-teilige Triebzüge der Baureihe 810.

 

 

 

 

 

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